Dieser Urlaub war ursprünglich als Spaß-Segeltripp auf den Kanaren geplant, aber aufgrund diverser Verzögerungen und Preissteigerungen (besonders beim Flug!) war dieser Plan nicht mehr mit gutem Gewissen umzusetzen. Als langjährige Whisky-Fans war Schottland schon länger auf der Wunschliste und so mussten wir nicht lange bezüglich einer Reiseziel-Alternative überlegen. Da wir möglichst viel vom Land sehen und kennenlernen wollten, entschieden wir uns für eine Rundreise und dachten uns, dass ein Wohnwagen die meiste Flexibilität ermöglichen würde.
Die Anreise nach Edinburgh-Flughafen, der Transfer zur Wohnwagen-Vermietung und der Check-In, bzw. Einweisung in die Wohnwagen-Technik war problemlos und wurde von Bunk Campers sehr gut durchgeführt. Dann die erste Fahrt im riesigen Wohnmobil, Linksverkehr mit Handschaltung und dann noch bei Dunkelheit… die ersten paar Kilometer waren tatsächlich sehr ungewohnt, nervös, sind aber ohne Unfälle überstanden worden!
Nachdem wir uns im Supermarkt mit den nötigen Lebensmitteln eingedeckt hatten, ging es auf der gut ausgebauten Schnellstraße A9 Richtung Norden nach Pitlochry, unserem ersten Übernachtungsort. Ausgesucht hatten wir uns einen Campingplatz in der Nähe der Blair Athol Distillery und hier erwartete uns die erste Überraschung: der Campingplatz hatte geschlossen. Da erst wurde uns richtig bewusst, dass wir in der Neben-, bzw. Wintersaison unterwegs waren. Nachdem wir mehrere andere geschlossene Campingplätze angefahren hatten, fanden wir noch ein nettes Plätzchen im Blair Castle Caravan Park und ein sehr wohltuendes Mahl im Kaminzimmer des Atholl Arms Hotel.

Ein wunderschöner Morgen begrüßte uns und nach kurzem Abstecher zur Blair Athol Distillery fuhren wir weiter zur Edradour Distillery, um erneut überrascht zu werden: die Brennerei hat nur von Mitte April bis Ende Oktober geöffnet, also waren wir gute zwei Wochen zu spät. Sehr schade, denn die Brennerei macht einen sehr schönen Eindruck und die Whiskies gehören mit zu meinen Lieblingen. Nach ein paar Erinnerungsfotos machten wir uns auf den Weg in den Cairngorms National Park. Da das Wetter ruhig und die Campingplatz-Lady uns dazu geraten hatte, sind wir nicht die A9 weiter gefahren, sondern über kleinen, verlassenen Straßen mitten durch die Pampa zum Sommersitz der Queen, Balmoral Castle, gefahren, welches normalerweise auch besichtigt werden kann. Aufgrund einer privaten Veranstaltung hatten wir aber wieder einmal Pech, also ging es weiter Richtung Tomintoul. Wir fuhren immer höher und die Landschaft wurde immer spektakulärer, das Wetter wurde allerdings immer schlechter, Schneefall setzte ein und an einem Anstieg ging es plötzlich nicht mehr weiter. Auch diverse Autos blieben stecken und kamen sogar von der Straße ab! Zum Glück waren dort keine Bäume oder gar ein Abhang! Mit unserem Wohnwagen waren wir natürlich bestens ausgerüstet und so konnten wir uns auf einen Parkplatz stellen, die Vorhänge dicht ziehen, die Heizung anmachen und gemütlich mit Spaghetti, Wein und Whisky dem Wetter trotzen. Am nächsten Morgen schneite es immer noch und alles war mit einer dicken Schneeschicht bedeckt. Wir hatten schon die Befürchtung, dass die Rundreise am dritten Tag an diesem Ort beendet wäre. Aber zum Glück kam ein Schneeräumfahrzeug, welches die Straße freigeräumt hat, und die Polizei, die uns Schaufel in die Hand drückte und uns versicherte, dass sie uns nicht alleine lassen würde… nach ordentlichem Schaufel-Frühsport und Rumgerutsche haben wir es dann auch geschafft und sind wohlbehalten in Tomintoul angekommen. Erstaunlicherweise lag ein paar Kilometer weiter (bergab) kein Schnee mehr.
Unser nächstes Ziel war die Glenlivet Distillery. Dieses Mal hatten wir endlich Glück: es war geöffnet und wir konnten an unserer ersten Tour teilnehmen. Was für ein Erlebnis! Besonders der Duft im Brennhaus sowie im Fasslager ist wirklich phänomenal! Der hohe Alkoholanteil in der Luft soll übrigens der Grund sein, warum in den meisten Brennereien Fotographie-Verbot herrscht … naja. Das Besuchszentrum, die Tour und das Tasting mit drei kostenlosen und einer Menge kostenpflichtiger Abfüllungen sind absolut empfehlenswert, sehr informativ und liebevoll gemacht.

Weiter ging es Richtung Dufftown und den Brennereien Balvenie und Glenfiddich. Bei Glenfiddich hatten wir Glück und konnten an der letzten Tour des Tages teilnehmen. Auch wenn Glenfiddich nicht zu unseren Favoriten zählt, waren die Tour und das Tasting mit vier verschiedenen Abfüllungen sehr gut. Besonders haben es uns das Gelände und das Café angetan: das Gelände strahlt eine tolle Atmosphäre und Ruhe aus und das Café mit offenem Kamin und guten Kuchen, Scones, Kaffee und Whisky-Angebot lädt zum Verweilen ein.
Der Aberlour Gardens Caravan Park hatte geöffnet und uns empfing Super-Susan, die sehr erstaunt zur Kenntnis nahm, dass wir am nächsten Tag zur Aberlour Distillery und zur MacAllan Distillery wollten, aber noch nichts gebucht hatten und uns versprach, sich darum zu kümmern. Abends sind wir in Aberlour im „The Mash Tun“ eingekehrt. Auch hier müssen wir wieder eine absolute Empfehlung aussprechen: gute Whiskykarte auch mit raren Whiskies, sehr gutes Essen und auch als Unterkunft zu empfehlen.
Am nächsten Morgen bei der Aberlour Distillery verstanden wir auch, warum sich Susan um Buchungen kümmern wollte, denn wir waren die einzigen Besucher und nahmen an einer tollen Tour mit grandiosem Tasting teil. „No, the a'bunadh is not a breakfast whisky!“ … und trotzdem auch zu dem frühen Zeitpunkt sehr lecker!
Nachmittags ging es dann zur MacAllan Distillery. Auf dem gesamten Gelände wurde viel gebaut und besonders die Lagermöglichkeiten werden stark erweitert. Das Besuchszentrum ist toll aufgebaut und bietet eine Menge Informationen. Das anschließende Tasting wie bei Aberlour mit fünf verschiedenen Whiskies war sehr lehrreich. Gerade dass ich noch so viel bei den Tastings lernen konnte, hat mich stark beeindruckt und hätte ich vorher nie für möglich gehalten … man kannte ja schließlich vorher schon einiges. Nach einer netten, aber regnerischen Wanderung sind wir abends in Craigellachie im Highlander Inn eingekehrt. Bei der unfassbaren Whiskyauswahl weiß man gar nicht, wo man anfangen soll und ich glaube, das Essen war auch in Ordnung.
Der nächste Tag bedeutete den Abschied aus der Speyside und ein Reisetag über Inverness, Loch Ness inkl. Urquhart Castle, einer schöne Bergstrecke Richtung Isle of Skye, der Highlander-Burg „Eilean Donan Castle“ und schließlich Ankunft bei der Talisker Distillery in Carbost. Der Besuch im Old Inn mit Live-Musik war ein würdiger Abschluss des Tages.

Auch die Tour bei Talisker war gut, aber nachdem wir schon einige Standard-Touren mitgemacht hatten, nicht mehr wirklich spannend. Beim Tasting gab es auch „nur“ einen kleinen Probierschluck. Anschließend haben wir eine kleine Isle of Skye Rundfahrt gemacht, um nachmittags die Fähre von Armadale nach Mallaig zu nehmen. Landschaftlich ist die Isle of Skye noch phänomenaler als alles bis dato Gesehene in Schottland. Bei Ankunft in Armadale allerdings die Überraschung, dass keine Fähre an den Tag mehr fährt und wir gerade noch rechtzeitig gekommen sind, um uns den letzten Platz auf der ersten Fähre am nächsten Tag zu sichern. Und dann war auch noch das Gas leer und wir hatten keine Heizung mehr… es war eine kalte Nacht!
Der nächste Tag führte uns zuerst nach Glenfinnan, wo wir eine kleine Wanderung zum Viadukt, der berühmten Harry Potter Eisenbahnbrücke, unternahmen. Herrlichstes Wetter, tolle Landschaft und ein wirklich fotogenes Bauwerk. Unser Ziel für die Übernachtung war ein Campingplatz in der Nähe vom Ben Nevis, dem höchsten Berg Schottlands. Auf dem Weg zeigte sich der Berg von seiner besten Seite, aber leider waren alle Campingplätze in der Nähe des Ben Nevis geschlossen.
Am nächsten Tag hieß es für uns: Rückweg nach Edinburgh und Abgabe des Wohnmobils. Auf dem Weg fuhren wir nichtsahnend über eine Bergkuppe und sahen auf einer Hochebene die Dalwhinnie Distillery, die weiß strahlend einen wirklich tollen Anblick lieferte. Da wir allerdings zeitig bei der Wohnwagenabgabe sein mussten, haben wir hier nur einen kurzen Abstecher im Besuchszentrum unternommen. Das zur selben Zeit stattfindende Schokolade-Whisky Tasting macht auf jeden Fall Lust auf mehr.
Die Wohnwagen-Abgabe verlief ohne Probleme. Abends in Edinburgh haben wir es uns im Albanach in der Royal Mile mit Whisky und Haggis gut gehen lassen. Diese Whisky-Bar sollte bei einem Edinburgh-Besuch unbedingt eingeplant werden.
Der Sonnenschein am nächsten Tag war natürlich perfekt für das Edinburgh-Sightseeing. Was soll man großartig schreiben?! Must see city! Abends ging es dann in die Arcade Bar noch mal zum Haggis essen und Whisky trinken. Wieder eine absolute Empfehlung und man sollte vorher reservieren! Satt und glücklich ging es dann noch abhotten ins Banshee Labyrinth. Cooler Laden mit vielen kleinen Räumen mit unterschiedlicher Metal-/Rock-Musik und einem Kino-Raum. Also Lieblingsgetränk an der Bar besorgt und Bubba Ho-Tep angesehen… im englischen Original, auf großer Leinwand und mit entsprechenden Getränken gar nicht so trashig wie in Erinnerung! Toller Abend, großartiger Tag, grandioser Urlaub!
Fazit Wohnwagen:
Der Wohnwagen war wirklich ein ordentliches Ding und wir hatten alle Freiheiten, die wir uns gewünscht hatten. Links fahren mit dem großen Gefährt inkl. Handschaltung war nach kurzer Gewöhnungsphase kein Problem, also keine Angst! Allerdings würden wir nicht wieder zu dieser Jahreszeit ein Wohnmobil mieten, da die Tage einfach zu kurz sind und nicht gemütlich außerhalb des Campers Zeit verbracht werden kann.
Fazit Schottland:
Phantastisches Land mit unfassbar freundlichen Menschen. Gerade diese Freundlichkeit hat mich neben den tollen Landschaften am meisten beeindruckt. Edinburgh ist wie oben geschrieben Pflichtprogramm und nach so kurzer Zeit zu einer meiner Lieblingsstädte geworden. Nachdem wir jetzt durch die Rundreise relativ viel gesehen haben, würde ich mir bei einem nächsten Besuch spezielle Gegenden auswählen und diese genauer und länger kennenlernen. Gerade die Speyside, die Isle of Skye und Edinburgh sind längere Besuche wert.